Die Geburt der modernen Welt - Eine Globalgeschichte 1780-1914 by Christopher A Bayly
Author:Christopher A Bayly
Format: epub
Publisher: Campus Verlag
Instrumente des Staates
Um über Ressourcen zu gebieten und sie zu organisieren, musste der Staat selbstverständlich wissen, was er regierte und wer seine Nachbarn waren. Seit dem Spätmittelalter fertigten europäische Staaten Karten von ihren Gebieten an, zum Teil deshalb, weil ihre Grenzen so kompliziert und umstritten waren. Die Osmanen hatten es ihnen dann gleichgetan. 1600 besaßen die Sultane sogar Karten von der nordamerikanischen Atlantikküste, die auf europäischen Vorbildern beruhten, die ihre Agenten zusammengetragen hatten. Die Moguln, die Chinesen und die reformierten Despoten im Thailand und Vietnam (Winichakul 19942 ) des frühen 19. Jahrhunderts begannen ebenfalls ihre Gebiete kartografisch zu erfassen, wobei sie das Reich häufig als Territorium zeichneten, das durch Straßen definiert war, die vom Reichszentrum ausgingen. Diese Karten waren nicht so vollständig und geografisch genau wie die europäischen Karten. Dies war weniger ein Zeichen für asiatische Rückständigkeit als dafür, dass es in der asiatischen Staatskunst nicht wichtig war, das Territorium genau abzugrenzen. Denn viele große Könige in Asien und Nordafrika geboten über große und fähige Bürokratien, die geübt darin waren, große Datenmengen zu sammeln und zu bewahren, die in schriftlicher Form oder von Beamten, die sie auswendig lernten, weitergegeben werden konnten.
Für Europäer waren das 18. und das 19. Jahrhundert die Blütezeit der Kartenherstellung. Zu dieser Zeit begannen Kartenzeichner mit Versuchen, ein genaueres Raumgefühl zu projizieren. Bis dahin waren zweidimensionale Messungen recht grob gewesen. Jetzt, nach 1750, gab es praktische Gründe, warum den Regierungen nach und nach neue Instrumente zur Verfügung standen. Die starke Zunahme der Schifffahrt hatte die Schiffskapitäne ermutigt, Küstenlinien und Berggipfel genauer aufzuzeichnen. Die ständige Verbesserung der nautischen Instrumente hatte dies ermöglicht. Zu Lande brachten die späteren Phasen der militärischen Revolution weiter entwickelte Artillerie und Festungen, die so gebaut wurden, dass genauer gefeuert werden konnte. Die Aufstellung von Kanonen erforderte Offiziere, die ein geometrisches Verständnis von einer Landschaft hatten, um tote Winkel zu vermeiden und eine freiere Sichtlinie abzuschätzen.
|337|Die Verbindungen zwischen Kriegführung und Kartierung durch den Staat zeigten sich zuerst in den Kartierungsbemühungen der französischen und britischen Staaten und Reiche. In Frankreich versammelte Napoleons École Polytechnique ein riesiges Spektrum mathematischen und kartografischen Sachverstands für zivile und militärische Zwecke. Sie baute auf dem Material auf, das die französische Académie Royale gesammelt hatte, sowie auf den Landkarten, die nach 1744 angefertigt worden waren. Dabei wurden Ortsnamen in regionalen Mundarten häufig durch solche in standardisiertem Französisch ersetzt. Diese Arbeit wurde später auch auf Korsika ausgedehnt. Während Napoleons Besetzung von Ägypten wurde das Land vermessen, und die Ergebnisse wurden in der Carte topographique de l’Égypte (Paris, 1825) publiziert (Godlewska 1994). Großbritanniens staatliches Kartierungsprojekt hieß und heißt noch immer Ordnance Survey und weist damit eindeutig auf seinen Ursprung in der Vorbereitung für den Artilleriekrieg hin. Nach der katholischen Rebellion im schottischen Hochland 1745 wurde Schottland sorgfältig kartiert. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurde auch Irland kartografisch erfasst. Für viele Gebiete in Westirland war es das erste Mal überhaupt, dass Vertreter des britischen Staates auf das Land vorgedrungen waren. Der Höhepunkt des ganzen Unternehmens war der Great Trigonometrical Survey of India (»Trigonometrische
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